SLADJAN NEDELJKOVIC



HEU VON GESTERN, 2020
Geschreddertes Papier, Größe variabel


(...) Sladjan Nedeljkovic schließlich setzt den Prozess des „Sinnentzuges“ versus sich dennoch „einschleichender“ (ökologischer) Bedeutung mit seinen in der Ausstellung Poesie der Auflösung ausgestellten Arbeiten fort. Zum Beispiel hängen dort an einer Wand von Nedeljkovic ausgewählte Exponate aus seiner Werkreihe o.T. (Covering), 2009 – 2020. Mit silberner Farbe besprayte Zeitungsseiten werden da im Ausstellungsraum gezeigt, die fast schon monochrom-minimalistische Artefakte sein könnten, wäre da nicht jeweils ein Pressefoto auf der Zeitungsseite unbesprüht und somit gut sichtbar geblieben. Diesen dermaßen exponierten Aufnahmen fehlt nun aber die sie kommentierende Bildunterschrift und auch das jeweilige textliche Umfeld, das eigentlich ihren Kontext und somit ein Stück weit auch ihre Bedeutung generieren sollte, ist hier nicht mehr präsent – prompt geht der einstige (journalistische) Sinn und Zweck der Fotos verloren.



Dennoch blitzt auch in diesem Werkkomplex zuweilen die thematische Auseinandersetzung mit der Klimakatastrophe auf, ist doch auf den Zeitungsseiten von o.T. (Covering) das inzwischen schon ikonenhafte Bild einer im Wasser treibenden Eisscholle zu entdecken. Gegenüber dieser Bilderwand dann liegt ein schneeweißer Haufen von geschreddertem Papier, in hauchdünne Streifen zerschnittenes Papier also, auf dem kein Text mehr gelesen werden kann. Der Titel dieser Arbeit, nämlich Heu von gestern, spricht Bände: spielt er doch einerseits konkret an den Ausstellungsort (ehemaliges Großbauernhaus) an, andererseits aber auch an „Schnee von gestern“ und benennt so auf unterschwellige Art aktuelle klimatische Veränderungen.



Ausstellungsansicht Poesie der Auflösung
Kunstraum Tosterglope, 2020
(mit Elena Gavrisch und Thomas Keller)




O.T. (COVERING)
Zeitungspapier silbrig gesprayt, Größe variabel



Fotos: Thomas Keller